Ferien oder auf Reisen gehen, dazu gab es wahrscheinlich keine Möglichkeit während des Sommers?
Nein, das kannten wir nicht. Zum einen war eine Hausfrau 365 Tage im Jahr beschäftigt und zum anderen hätte das Geld nicht ausgereicht. Ich bin zum ersten Mal im Alter von 13 Jahren in die Stadt gefahren. Ich hatte noch nie zuvor einen Zug gesehen.
Wie war das Verhältnis der Leute, die im Dorf Vrin lebten, zu jenen in den umliegenden Weilern?
Der Kontakt reduzierte sich auf ein Minimum. Wir gingen lediglich in die Weiler, wenn die Kinder von dort „Prüfung“ hatten und umgekehrt.
Was bedeutet das „Prüfung haben“?
Am Ende des Schuljahres wurde geprüft, was wir Schüler im vergangenen Schuljahr alles durchgenommen hatten.
Wie gross waren die Klassen damals?
Etwa 30 Schüler pro Lehrer.
Was ist der frappierende Unterschied zwischen Ihrer Schulzeit und jener Ihrer Kinder?
Ich habe festgestellt, dass heutzutage alles viel schneller geht. Ob dies eine gute Entwicklung ist, bleibt fraglich.
Sie haben erwähnt, dass das Geld gerade für den Lebensunterhalt ausreichte. Bestanden überhaupt und wenn ja grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Familien?
Von dieser Kluft hat man nicht viel gespürt. Sie war einfach da und das war normal. Die Reichen waren diejenigen, mit der grössten Anzahl Vieh im Stall.
Es gab jedoch auch Fälle, wo das Geld kaum ausreichte, um die eigene Familie zu ernähren?
Selbstverständlich. Es gab mehr arme Familien als reiche. Der Grossteil der Nahrung wurde selbst produziert. Milch, Käse, Butter, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse hat jede Familie selber produziert. Die anderen Lebensmittel wurden bei einem Krämer gekauft, der in Vella wohnte. Bezahlt wurde er im Herbst, oder die Ausstände wurden erst ein Jahr später beglichen.