Wir hatten nicht viel Kontakt zum Dorf.

Isidor Pelican
Isidor Pelican

Früher war jeder auf seinem Hof und wir hatten auch unsere Heuberge auf dieser Seite hier. Vater war hier als Pächter und hatte die Heuberge auf dieser Seite aufgenommen. Auch die Maiensässe waren hier oben etwas abseits. So hatte man nicht so viel Kontakt, ausser mit den Bauern hier oben, die waren von Trun. Diese kannte man eher. Da ging man manchmal zu einem Schwatz hin. Zum Beispiel in der Val Sumvitg war man nur, wenn man auf die Alp ging. Wir waren wirklich nur auf dieser Seite hier. Hier oben gab es Maiensässe, im Ganzen waren es sechs Gebäude, heute haben wir nur noch zwei. Auch zum Heuen gingen wir immer hier hinauf. Damals war das etwas weniger als heute.

Knechte im Val Sumvitg
Knechte / Fumeglia © Archiv Cultural Sumvitg

Ich hatte einen Bruder, der studierte und der Vater brauchte einen Knecht, bis ich gekommen bin. So konnte er nicht noch einen bezahlen, der im Kloster studierte. So hatte ich keine Gelegenheit den Plantahof (Landwirtschaftliches Ausbildungszentrum in Landquart) zu besuchen. So ging ich die ersten acht Jahre praktisch den ganzen Winter hier hinauf um das Galtvieh zu füttern. So war man halt immer für sich. Da ging man jeden Tag zu Fuss hinauf. Das geht geradewegs steil hinauf. Auch im Mai war man hier abseits. Damals hatte man noch viele Ziegen und man machte Kuh- und Ziegenkäse zusammen. Man musste immer zuhause bleiben um zu helfen. Mein Bruder, der fünf Jahre jünger war, hat dann den Plantahof besuchen können und danach haben wir zusammen den Hof bewirtschaftet, mindestens 30 Jahre lang. Dadurch bin ich schon auch etwas mehr in die schulischen Sachen reingekommen. Das war schon ein Vorteil.

Meistens musste man um fünf aufstehen. Das war fast die Regel und diese Regel ist für mich fast das ganze Leben geblieben. Aber jetzt reicht es auch um sieben. Damals musste man noch zum Gottesdienst, am Sonntag war das selbstverständlich. Aber auch an den Werktagen, wenn Schule war, musste man immer gehen. Auch als wir nach Sumvitg in die Schule gingen, gingen wir hinauf, in die Messe und danach in die Schule. Das war damals auch die Regel. Mein Bruder hat erst kürzlich erzählt, dass er auf den “Craps” war, ganz zuoberst auf dem Maiensäss und ich weiss nicht welcher Tag es war oder welches Fest, doch er sei zu Fuss von den “Craps” runter zum Rosenkranz gelaufen und wieder hinauf. Da war man in einer halben Stunde oben, wenn man ein bisschen schnell ging, ausser man war auf dem Maiensäss. Dann brauchte man etwas länger. Die “Craps”, das war schon schön für uns, vor allem für mich, fast mein zweites Zuhause. Jetzt hat mein Sohn die Hütte. “Craps” ist einfach etwas ganz Besonderes gewesen. Und eben diese Heuberge und Maiensässe, wir nannten sie “ils Craps” (die Steine) auch wenn das hier dieses und das jenes Maiensäss war. Da gab es mehrere Namen. Wo eine Scheune war, gab es auch einen Namen.