Unsere Familie musste über Nacht aus dem Haus fliehen.

Isidor Pelican
Isidor Pelican

Hier in Bubretsch hat es 1927 ein grosses Unwetter gegeben. Damals hatte der Rhein der Val Sumvitg besonders getobt. Der grosse Rhein, wie wir sagen, also der Vorderrhein, war nicht so gefährlich. Aber hier in Bubretsch hatte es ein grosses Stück Wiese mitgerissen. Unsere Familie, ich war noch nicht geboren, musste über Nacht aus dem Haus fliehen. Mein Vater hatte die Tiere in “Craps” oben. Es war Herbst und zusammen mit einem anderen Bauern, der die Tiere auch da oben hatte, musste er nach Trun und dort über die Brücke und auf der anderen Seite war nur Wasser. Da mussten sie sich bei den Armen einhaken und bis nach Nadels hinauf, um über das Tal zu kommen und dann nach “Craps”. Da waren sie natürlich klatschnass. In der Val Sumvitg ist einer sogar gestorben. Er war in die Rüfe geraten und ist gestorben. Ein trauriger Fall. In der Val Sumvitg gab es schon manchmal Lawinen. Zum Beispiel 1975 hatte es schon gewütet.

Brückenbau
Brückenbau / Punt construcziun © Archiv Cultural Sumvitg

Anno 1927 war der grosse Rhein etwas ruhiger. Während 1868 – vor 1868 verlief der Rhein viel weiter drüben. Bubretsch war viel grösser, hier ging es noch weiter rüber. Dann im Jahr 1868 kam der Rhein hier neben Surrein runter und hatte Bubretsch in zwei Teile gespalten. Was auf der anderen Seite war, war alles überschwemmt. Das haben sie erst während des Krieges wieder urbanisiert. So müssen wir durchs Dorf und über die Brücke, um auf die andere Seite zu kommen. Das hatten die Polen, die interniert waren, urbanisiert – von Ilanz bis Danis.

Säen, Eggen
Säen, Eggen / Semnar, arpegiar © Archiv Cultural Sumvitg

Wir hatten vor allem Kartoffelfelder, aber während des Krieges säten wir auch Gerste, sonst war es eher Weizen. Der Weizen gedeiht nicht so ganz gut bei uns. Während sie in Rabius viel Weizen hatten. Zum Mahlen gingen wir immer nach Rabius in die Val Mulinaun, da wo jetzt die neue Brücke gebaut wird. In Cumpadials gab es auch eine Mühle und in Rabius vermutlich auch noch mehr. Damals hatte jeder sein eigenes Mehl. Manchmal konnte man etwas an die Eidgenossenschaft verkaufen. Das war dann plötzlich auch nicht mehr. Dann hatten wir nur noch die Kartoffeln. Wir hatten z. Beispiel Setzkartoffeln, die wir verkauften. Das war aber vor vielen Jahren. Wir hatte damit 1956 begonnen, bis gut ins Jahr 2000. Dann rentierte das nicht mehr und wir haben aufgehört. Heute setzen wir keine Kartoffeln mehr. Es ist nicht gut, die Kartoffeln immer am gleichen Ort zu setzen. Das verdirbt sie und sie haben zu viel Triebe.

Trugen Sie damals besser Sorge zur Natur?

Wir trugen schon Sorge zur Natur, man versucht auch heute Sorge zu tragen. Zu Kräutern kann ich nicht so viel sagen. Das ist eher Sache der Frau. Oh, Teeblumen sammeln gehe ich schon, den guten Tee macht sie dann. Ich bin überzeugt, dass man heute mehr daran denkt, die Natur zu schützen. Man macht auch mehr kaputt als früher, aber das Denken ist anders geworden, glaube ich. Wir mussten mehr auf das Wetter achten. Klar, damals musste von Hand gemäht werden, damit man auch fertig wurde und so geschah es auch manchmal, dass das Heu in den Regen kam.

Hier auf den “Craps” ist es eher schattig und nicht auf der Sonnenseite. Hier haben wir früher viel schlechtes Heu eingebracht, aber gefressen haben die Tiere trotzdem alles. Ich ging hinauf um das Galtvieh zu füttern und der Vater blieb hier unten. Die da oben mussten dann fressen, was ich ihnen gab. Damals gab es keine Heubelüftungen. Heute mähen sie nur, wenn sie sicher sind und dann wird eine Menge niedergemäht und rein damit.

Heinzen, Zerfreila, 1934
Heinzen, Zerfreila, 1934 © Sammlung DRG, Fototeca dal DRG

Machten Sie auch Heinzen?

Früher machten wir “paners” (Heuhaufen). In der Cadi (Gebiet der oberen Surselva) sagt man eher “faners”. Die haben wir noch bis anno 50 oder 60 gemacht und plötzlich hat das aufgehört.

Mähen mit Sense
Mähen mit Sense / Segar © Archiv Cultural Sumvitg

So wie das heute ist, vor einigen Jahren benutzte man noch die Sense. Heute braucht keiner mehr die Sense. Heute haben sie diese Apparate, die einen riesen Lärm machen. Viele Junge können nicht mit der Sense mähen.