Als Grenzwächter hatten Sie mit vielen verschiedenen Menschen zu tun. Sind die Leute von Ort zu Ort wirklich so verschieden?
Noch immer ergeben sich Begegnungen in Vrin mit Leuten, die sich Zeit nehmen, ja sogar die Gelegenheit suchen, ein wenig zu plaudern. Man lebt den Moment, was im Grunde auch für die Vriner gilt. Nur sehen sie oft bloss die negativen Dinge im Alltag und vergessen das Positive im Leben. Es mangelt zum Teil an Humor. Sieht man sie auf der Strasse, machen sie ein Gesicht wie vierzehn Tage Regenwetter. Früher hätte man dazu noch allen Grund gehabt, nun sind aber die sorgenvollen Jahre der Not meiner Meinung nach längst Vergangenheit. Die Leute sind möglicherweise auch ganz einfach zu verschlossen.
Geht es den Leuten heutzutage vielleicht zu gut?
Der zwischenmenschliche Kontakt geht durch die neuen Möglichkeiten zu kommunizieren und sich zu informieren, verloren.
Waren die Leute früher glücklicher?
Der zwischenmenschliche Kontakt war früher viel intensiver als heutzutage. Früher haben wir stundenlang über dies und das geplaudert. Heute haben die Bauern keine Zeit mehr dafür.
Früher wurden viele Geschichten und viel Wissen mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Geht all dies nun verloren?
Ich halte mich zurück, meinen Kindern Geschichten von früher zu erzählen. Ich habe das Gefühl, dass das Interesse für Vergangenes schwindet. Dies ist durchaus nachvollziehbar, wenn man den grossen Informationsfluss in der heutigen Zeit in Betracht zieht. Man darf den Jugendlichen keinen Vorwurf machen und sollte akzeptieren, dass dies zur ganzen Entwicklung gehört. Wenn ich das heutige Vrin mit früher vergleiche, hat sich viel verändert, meine Kindheit und Jugend möchte ich mit der heutigen nicht tauschen. Die Kehrseite von damals bestand aber in den existenziellen Ängsten der damaligen Zeit und an die Schwierigkeit, die eigene Familie zu ernähren.