Jagen wegen der Armut

Augustin Candinas
Augustin Candinas

Eine richtig grosse Familie war diejenige von Pfarrer Cathomas, viele Mädchen und nur zwei Buben. Diese Familie hatte es sehr bitter. Der Vater war ein geschickter Jäger. Er hatte überall Fallen aufgestellt. Da oben in den Wäldern, er wusste genau wo. Er lief den Weg hinauf und wenn er auf den Boden sah, wusste er genau, das war ein Marder, das ein Fuchs…er wusste alles, wirklich alles. Er sah, wo sie durchgelaufen waren und wenn Pfarrer Cathomas aus der Sekundarschule kam, musste er hinauf gehen und nachschauen, ob etwas in den Fallen war.

Wir haben oft Frösche gefangen, ja viele Frösche, bis in der Nacht um zwei. Dann kamen wir zurück, dass wir kaum laufen konnten. Eines abends waren wir mit dem Auto bis in die Val Tenigia gefahren. Wir hatten an die 400 Stück gesammelt und in ein Fass gelegt. Die Mutter hatte gesagt “Schaut ja, dass hier keine Frösche rumhüpfen”, sie hatte grosse Angst vor Fröschen. Am nächsten Tag bin ich aus der Schule gekommen und habe alle getötet. Am Schluss kamen mir die Frösche zu den Ohren raus…. Wir brachten sie aber richtig um, auf einem Holzstock, den Kopf so über den Rand und mit einem runden Stock.. nicht wie die Trunser, die ihnen nur die Beine rausrissen.

Dann hatte ich einmal zwei Murmeltiere bekommen und die Nachbarin hatte mir gezeigt, wie man das Fell strecken musste. Zuerst hatte ich das Fell abgezogen, ausgeweidet und die Beine ausgeschnitten. Danach hatte ich zwei schmale Stöcke auf beiden Seiten angespitzt und dann das Fell über Kreuz darauf gespannt. Dann das Fleisch salzen und ab in die Fleischkammer. Dann, eines Tages kam die Polizei und wollte das Fleisch sehen. Der Vater sagte “Sie können schon in den Keller kommen und nachschauen”. Währenddessen war die Mutter in die Fleischkammer gegangen und hatte das Murmeltier vom Nagel genommen und aus dem Fenster, hinunter in den Garten geworfen. Keiner hatte etwas gesehen.

Diese Nachbars-Familie war sehr arm, wenn sie das nicht gehabt hätten, ich weiss nicht wie sie überlebt hätten. Im Laden gab es nur gerade das Nötigste, was sein musste. Sonst gab es nur sparen, sparen, sparen, bis die Mädchen aus der Schule kamen. Eine ging in die Fabrik, eine da und eine dort. Das war sehr bitter.