Wie haben Sie Ihren Mann kennen gelernt?
Ich war immer nur weg gewesen, unter anderem war ich im Schweizerhof als Gouvernante. Das war ein Hotel, das gut lief. Der Direktor war aus dem Appenzell und so habe ich mich vorgestellt und wurde angestellt. Ich blieb dann zwei, drei Jahre und habe viel gesehen. Auch Sachen, die ich nicht kannte.
Wenn man jung war, glaubte man alles, was der Vater und die Mutter erzählt hatten, das war heilige Schrift. Und das, was unser guter Pfarrer sagte, er war aus Tujetsch und noch aus “anderen Jahren” (sehr konservativ). Alles war sehr religiös und er hatte uns nur über das Paradies und die Hölle erzählt.
Dann war die Zeit der Perdanonza von Rabius gekommen. Dort traf ich meinen Mann. Wir hatten lange geschwatzt und geschwatzt, ein Wort gab das Andere. Er ist nach Hause gegangen und ich auch. Eines schönen Tages hat er mir einen Brief geschrieben.
Meine Schwester war damals in Zürich und wenn ich frei hatte, bin ich oft zu ihr – er war einige Zeit bei einem Bauern, sonst war er immer zu Hause gewesen. Da hatte ich gesagt, er könnte doch mal nach Zürich kommen. Er könne bei meiner Schwester schlafen. Und dann ist er tatsächlich nach Zürich gekommen und wir sind dann durch die Stadt geschlendert. Abends sind wir ins Kino gegangen und haben den ältesten Film, den es überhaupt gibt, geschaut. Es ging auch um das Bauernleben und natürlich sind wir schon fast ein bisschen verliebt gewesen. Er schrieb mir und ich schrieb ihm und nach einem Jahr haben wir beschlossen, zu heiraten.
Ich sagte dann, dass ich noch ein halbes Jahr arbeiten wolle, um etwas Geld zu verdienen. So hätten wir wenigsten die Stube und ein Schlafzimmer täfern können. Aber ich musste dann nicht lange warten, die Meister hatten gesagt, die Stube und die Küche seien schon parat, ich könne schon kommen. Ich habe dann pressiert und bin 60 Jahre lang in Sumvitg gewesen, von Surrein her. Ich bin vom Schatten in die Sonne gekommen. Mein Mann war ein Guter. Für die Kinder war ein richtiger Vater und auch mit mir war er immer gut, wirklich. Wir hatten es sehr schön. Unsere grossen Ferien waren auf dem Maiensäss. Da buk ich oft einen Kuchen oder ein paar Guetzli (Kekse) und das waren unsere Ferien.
Sie waren glücklich und konnten schätzen, was sie hatten.
Ja, wir waren zufrieden mit nichts.