Es gab so wenig Lehrer, man wusste nicht was anfangen.

Augustin Candinas
Augustin Candinas

Ich habe von jeder Klasse und von jedem Schüler ein Bild. Wir waren die Lehrer mit dem schwarzen Lehrerpatent. Wir hatten einen schwarzen Ausweis mit weissen Noten. Damit durften wir nicht im Unterland (Schweizer Mittelland) unterrichten.

Es gab so wenig Lehrer, man wusste nicht was anfangen. Ich musste keinen Militärdienst leisten und so war ich hier zu Hause und hatte mit meinen Eltern das Emd eingebracht. Eines Tages kam einer und sagte, ich müsse nach Chur und eine Woche unterrichten. Ich weiss nicht mehr, ob noch jemand keine RS (Rekrutenschule beim Schweizer Militär) machen musste. Also gingen wir nach Chur und nach dieser Woche sagten sie. “Am 1. Oktober fängst du an und du hast drei Klassen, eine 4., eine 5. und eine 6.“ Man hatte in Chur wenige Lektionen unterrichtet und dann hier oben gleich drei Klassen mit 38 Schülern. Das war mein Pensum bis Weihnachten. Danach war dann ein Deflorin aus Disentis gekommen und ich musste wieder nach Chur.

Schule im Val Sumvitg
Schule / Scola © Archiv Cultural Sumvitg

Ich muss sagen, in den ganzen 40 Jahren habe ich nur eine Schülerin gehabt, die gestorben ist. Ein Mädchen, Catrina. … Sonst waren alle gesund… Sie hatte eine Krankheit gehabt, ich weiss aber nicht welche. Hier in Surrein sind die Leute sehr gesund und werden sehr alt.

Fremdsprachige Schüler hatte ich wenige. Das gab es mehr in Rabius. Ich hatte zwei Mädchen aus Ex-Jugoslawien und dann noch einen Jungen. Der hiess Granit. Die Mädchen hatten sich sehr schnell integriert. Eine musste dann wieder zurück, der Vater hatte sie zwangsverheiratet. Sie kam aber wieder zurück und war schon wieder geschieden.