Er hat nie mehr davon gesprochen, auf die Alp zu wollen.

Gerasina Candinas
Sr. Gerasina Candinas

Ich bin 1926 geboren und wir waren sieben Kinder. Unser Vater war eigentlich Lehrer, aber zu dieser Zeit reichte dieser Lohn nicht, um eine so grosse Familie durchzubringen. So hatten wir daneben noch etwas Landwirtschaft. Die Kinder mussten auch mithelfen. Man hat früh damit angefangen, so wie man konnte, mitzumachen. Wir Mädchen gingen nicht in den Stall, aber aufs Feld. Wir waren eher zuhause und halfen. Da hat man schon früh damit begonnen, das Geschirr zu spülen oder da und dort etwas zu wischen. Man unterstützte die Mutter.

Ich bin in Surrein aufgewachsen, als drittes von sieben Kindern. Die Primarschule habe ich in Surrein, die Sekundarschule in Sumvitg besucht. Wir waren als Kinder nie weg von zu Hause. Da kam man aus der Schule und musste nach Mels und so, vermutlich auch um etwas Deutsch zu lernen. Wir sagten der Mutter oft, “die anderen dürfen immer im Sommer irgendwohin gehen”, da sagte die Mutter, “meint ihr nicht, dass diese Mädchen auch manchmal lieber zu Hause bleiben würden”. Darauf sagten wir nichts mehr. Einer meiner Brüder sagte immer, “die anderen Buben dürfen immer auf die Alp gehen”, da hat der Vater einmal gesagt “also gut, jetzt gehst du auch einmal auf die Alp”. So war er einen Sommer lang auf der Alp und danach hat er nie mehr davon gesprochen, auf die Alp zu wollen.

Rechen im Val Sumvitg
Rechen / Rischlar © Archiv Cultural Sumvitg

Wir standen schon recht früh auf, vor allem wenn man aufs Feld musste. Damals mähten sie noch viel von Hand und wir Kinder bemühten uns schon, ein bisschen beim Zetten  zu helfen. So wie man konnte. Die Mutter machte noch den Haushalt und brachte dann manchmal etwas zum Znüni (Zwischenmahlzeit), wenn wir nicht zu weit vom Dorf entfernt waren. Wir hatten auch einige Felder auf der anderen Seite. Dann brachte sie manchmal auch das Mittagessen aufs Feld. Der Vater sagte dann manchmal “jetzt lauft der Mutter entgegen und helft ihr tragen”. Da liefen wir und die Kleinen liefen uns auch nach und dann sagte die Mutter “ihr hängt euch an die Schürze, dass ich es noch schwerer habe”. Damals machte man oft noch Kaffee zum Mittagessen. Wir hatten da so einen speziellen Ofen auf dem Feld, wo wir den Kaffee brühen konnten. Die Mutter brachte dann oft Sachen, die sie im Ofen gemacht hatte oder in Butter gebraten – wir nannten sie “Schuloris” (Gebäck, auch als Pfaffenbohnen oder Schenkeli bezeichnet) und dann gab es auch noch etwas Käse und Fleisch dazu.