In den einzelnen Gemeinden waren die Hierarchien klar definiert. Lehrer und Pfarrer waren Autoritätspersonen?
Ja, diese mussten immer respektiert werden. Vor allem der Pfarrer. Auch Wohlhabende hatten das Recht, einiges zu bestimmen.
Wie wurden Meinungsverschiedenheiten ausgetragen?
Auseinandersetzungen gab es, wenn man übereinander herzog. Es kam dann manchmal zu einem heftigen verbalen Streit und ein andermal vielleicht zu einer Prügelei. Im schlimmsten Fall ging man zum Vermittler. Es wurde nicht nur kontrolliert, was der Nachbar trieb, sondern auch ständig kritisiert. Die soziale Kontrolle war sehr streng.
Heutzutage sagt man, dass die Originale aussterben. Gab es sie früher wirklich?
Solche hat es immer gegeben. Vielleicht stimmt nicht alles, was die Leute erzählen und oft wird auch übertrieben. Zu meiner Zeit gab es den „Uramaher“. Dieser hatte einen Stall weit oberhalb von Vrin und lebte dort mit seinen Tieren. Das Haus im Dorf besuchte er nur in der Nacht. Dieser Eigenbrötler hatte auch drei Geissböcke. Um zu verhindern, dass diese sich zu weit vom Stall entfernen konnten, band er dem Leittier einen Strick ums Kniegelenk, sodass dieser nur auf drei Beinen laufen konnte. Als Nachbar habe ich oft diese Stricke durchtrennt. Der „Uramaher“ musste so seine Böcke jeweils im Dorf holen. Als sein Stall abbrannte, lebte er einen Sommer lang mit seinen Tieren in Starpiu in einer Höhle.