Webstuhl, Hausschlachtung und Mühle

Hermina Alig
Hermina Alig © Gieri Antoni Caviezel

Wann haben Sie geheiratet?

Mit kaum 24 Jahren. Davor habe ich im benachbarten Tal bei einer Familie das Weben erlernt. Um mir einen Webstuhl zu kaufen, hat mein Ehemann ein Rind verkauft. Ich habe auch gelernt zu spinnen und zu stricken.

Hermina Alig am Webstuhl
Hermina Alig am Webstuhl © privat

Was haben Sie gewebt?

Hauptsächlich Heutücher, aber auch viele Teppiche. Zudem habe ich viele Handtücher und Stoffe für Männerhemden oder Frauenschürzen angefertigt. Einen Teil des Materials mussten wir kaufen, der Rest stammte aus eigenen Rohstoffen.

Haben Sie Flachs und Hanf selbst angepflanzt?

Ja, Flachs säten wir selbst, Hanf eher weniger.

Wie funktioniert die Verarbeitung von Hanf und Flachs?

Hanf wurde neben einem Zaun und Flachs auf Feldern gesät. War dieser reif, wurde er herausgerissen und zum Trocknen ausgelegt. Die Wurzel wurde abgeschnitten. Sobald die Pflanzen dürr waren, zogen wir die Samenköpfe durch einen eisernen Kamm. Die so gewonnenen Samen liessen wir zu Mehl verarbeiten, um daraus Brot zu backen. Andere pressten daraus Öl. Die Stängel wurden in die Wasserröste gelegt, worauf nach einigen Wochen der Lein gebrochen wurde. Die Faser wurde zum Weben benutzt.

Eine andere Arbeit der Hausfrauen beinhaltete das Brotbacken?

Wir bauten zwei Arten von Gerste an, eine dunkle und eine hellere. Im Holzofen im Keller konnten auf einmal etwa 10 Brote gebacken werden. Die Vorbereitungen trafen wir am Vorabend. Am nächsten Tag stand ich um vier Uhr morgens auf, um den Teig zusammenzurühren, den man vier Stunden ziehen lassen musste. Dann habe ich Feuer gemacht. Sobald das Holz verglüht war, musste der Ofen gründlich ausgeputzt werden. Das gebackene Brot haben wir auf einem Brotgestell gelagert, da es damals noch keine Tiefkühltruhe gab.

Hausmetzg / Mezca da casa
Hausmetzg / Mezca da casa © Gieri Antoni Caviezel

Auch die Hausschlachtung fand jedes Jahr statt?

Wir schlachteten jedes Jahr bis zu vier Schweine, zwei davon im Herbst, nachdem sie den Sommer auf der Alp verbracht hatten. Dann kaufte ich zwei Ferkel und mästete diese während des Winters, um sie dann im Februar zu schlachten. Daraus gab es Schinken, Speck, Voressen und das Rückenstück wurde für die Fleischsuppe getrocknet. Die Knochen wurden eingesalzen. Aus dem Rest stellten wir Würste, Andutgels, Landjäger und Siedwürste her.

Woher hatten sie die Rezepte für die Würste?

Diese wurden von Generation zu Generation weitergegeben und mit der Zeit hatte man sie im Griff.

Schlachteten Sie auch Ziegen?

Ja, eine oder zwei Ziegen wurden auch geschlachtet. Zudem hatten wir noch das Fleisch, das die Jagd einbrachte. Dieses wurde getrocknet und gelagert.

In der Fastenzeit war es verboten, Fleisch zu essen. Liess man die Würste dann ranzig werden, anstatt sie rechtzeitig zu essen?

Der Pfarrer hatte einmal erwähnt, dass man die Würste essen sollte, solange sie noch gut seien, was nicht bedeutet, dass nie ranziges Fleisch auf den Tisch kam. Das getrocknete Rückenfleisch musste bis anfangs Sommer ausreichen, womit es unvermeidlich war, dass es ein wenig ranzig war. Jedes einzelne Stück des Tieres haben wir verwertet, also nicht nur das gute Fleisch wie heute.

Welche Speisen kamen in ihrer Kindheit auf den Tisch?

Polenta, Gschwellti, diverse Mehlspeisen, Schmalzbrei und Pizokel. Hörnli kauften wir jeweils einen Sack voll.

Was wurde selbst angebaut und was wurde gekauft?

Wir kauften hin und wieder einen Sack Gerstenmehl. Dieses mischten wir mit unserem eigenen Mehl, damit das Brot weniger schnell austrocknete. Auch den Anbau von Kartoffeln und Getreide übernahmen die Frauen. War das Korn einmal reif, wurde es mit der Sichel geschnitten, zum Trocknen ausgelegt, gebündelt und auf die Tennreite gelegt, um es dann Ende Oktober von Hand zu dreschen.

Können Sie sich noch an die Mühlen am Bach von Tui erinnern?

Ja, anfangs liessen wir das Korn noch in der Mühle mahlen.

Würde der Müller mit Geld oder mit Naturalien bezahlt?

Der Müller bekam für seine Arbeit ein paar Brote. Mit Geld hatten wir sowieso so gut wie gar nichts am Hut. Nur an Primizfeiern gab unser Vater uns etwa 20 Rappen, um uns Bonbons und Schokolade zu kaufen, die jeweils eine alte Frau auf dem Festplatz anbot.

Auch die Krämerin ging von Haus zu Haus, um ihre Sachen zu verkaufen?

Ja, diese zog mit mit einem Rückentraggestell, in dem sich allerlei Dinge befanden, von Haus zu Haus.