Was für Erinnerungen haben Sie noch von der Schulzeit?
Zu meiner Zeit betrug die obligatorische Schulzeit nur acht Jahre. Trotzdem sind auch wir gescheit geworden. Die Kinder von Cons, Ligiazun und Tgamanada gingen bis zur sechsten Klasse in Cons zur Schule. In Vrin waren wir 85 Schülerinnen und Schüler in zwei Abteilungen.
Was wurde in der Schule unterrichtet?
Vor allem Sprache (ab der fünften Klasse Deutsch), Mathematik, Geschichte und Geografie. Malen durften wir, wenn überhaupt, etwa ein Bild pro Jahr. Wir mussten hingegen viele Aufsätze schreiben. Grammatik und Rechtschreibung war den Lehrern sehr wichtig.
Um welche Zeit fand der Unterricht statt?
Um 7:30 Uhr war Schulmesse und um 8:00 Uhr begann der Unterricht. Dieser fand vormittags sowie auch nachmittags statt. Dazwischen gab es eine kurze Pause. Auch am Mittwoch-Nachmittag sowie am Samstag-Vormittag mussten wir zur Schule.
Handarbeitsunterricht gab es nur für Mädchen?
Ja, nur für Mädchen. Am wichtigsten war es, das Stricken zu erlernen. Es wurden hauptsächlich Socken, Hosen, Schürzen und Kleider gestrickt. All dies selbstversändlich von Hand und mit der selbst hergestellten Wolle.
Hatten Sie auch Kochunterricht?
Nein, Kochunterricht gab es damals nicht. Die Buben hatten statt Handarbeit Geometrie.
Und Sportunterricht?
Das war verboten. Ein bisschen Schlitteln was erlaubt und das war‘s. Wurden wir vom Pfarrer dabei erwischt, wie wir heimlich Skifuhren, gab es eine saftige Bestrafung. Die Buben liess er bei Verfehlungen zur Strafe am Sonntag im Mittelgang der Kirche hinknien; bei schwereren Zuwiderhandlungen sogar mit dem Gesicht zur Kirchgemeinde. Daheim gab es dann auch noch Prügel. Der Pfarrer und der Lehrer waren damals absolute Autoritätspersonen, welche keinen Widerspruch duldeten.
Was habt ihr am Sonntag gemacht?
Da durften wir nicht viel unternehmen. Spielen oder Theaterstücke üben, die wir dann den anderen Kindern vorführten.
Was gab es denn sonst noch für Spiele?
Im Winter gingen wir Schlitteln oder bauten Schneemänner, spielten Mühle oder „Eile mit Weile“. Wir besassen auch Spielpuppen und schnitzten Kühe und Pferde aus Holz.
Welche Arbeiten hatten die Kinder neben der Schule sonst noch zu verrichten?
Die Buben mussten die Ziegen und Schafe füttern. Auch im Haus musste mitgeholfen werden. Putzen, das Holz von draussen hineintragen, den Ofen einheizen, oben beim Wirtshaus Wasser holen oder unten am eiskalten Brunnen Kleider waschen. Gab es kleine Kinder, musste für diese gesorgt werden. Zu guter Letzt galt es auch noch die Hausaufgaben zu bewältigen, wenn möglich bei Tageslicht.
Das heisst, es gab noch keine Elektrizität?
Nein, erst 1946 gab es zum ersten Mal Strom. Davor hatten wir diese Petrollampen.
Wann gab es zum ersten Mal Wasser im Haus?
1966, wenn ich mich nicht irre. Das hat die Arbeiten im Haushalt sehr erleichtert.