Wir waren im Dorf bekannt als „ds Bäärgfüerersch Buoba“ bzw. „ds Bäärgfüerersch Hedwig“.

Anton Schmid ca. 2005
Anton Schmid ca. 2005 © privat

Aus dem Vorschulalter bleibt mir ein trauriges Ereignis in Erinnerung: Der frühe Tod meiner Mutter. Ich war knapp fünfjährig, das vergesse ich nie. Mein Vater stand damals allein da mit vier Buben und einem Mädchen. Wie sollte das weitergehen?

Meine Nichte, Gertrud Rieder, 17jährig, kam in die Familie und besorgte den Haushalt, bis dann meine Schwester Hedwig der Schule entlassen wurde. Ab diesem Zeitpunkt war sie für den Haushalt verantwortlich. Zur Getrud hatten wir alle eine sehr gute Beziehung. Sie war unsere zweite Mutter.

Mein Vater war im Dorf bekannt als Bergführer. Wir waren im Dorf bekannt als „ds Bäärgfüerersch Buoba“ bzw. „ds Bäärgfüerersch Hedwig“. Bergführer war damals nur eine Nebenbeschäftigung. Im Sommer machte er immer ein paar Touren im Valsertal. Daneben hatte er allerlei gemacht: Er führte eine kleine Landwirtschaft, war als Bauarbeiter tätig. Eine Zeitlang betrieb er, zusammen mit Hyronimus Berni, eine Sägerei, übernahm Holzschläge im Akkord. Das ganze Dorf kannte ihn auch als Samariter. Passierte ein Unfall, rief man den Bergführer. Er leistete dann erste Hilfe und entschied selbständig, ob der/die Verunfallte nach Ilanz zum Arzt musste oder nicht.

Auf Touren nahm er uns Kinder nie mit. Grund war klar: Im Sommer, wenn er seine Touren machte, waren wir nicht zuhause. Ausserhalb der Schulzeit – wir hatten damals Halbjahresschule – waren wir immer bei andern Leuten als „Knechtlein“ tätig.