Keine Hosen für Mädchen und kein Stimmrecht für Frauen

Maria Solèr
Maria Solèr

Früher schliefen die Bauern beim Ausfüttern der Tiere meistens auf den Maiensässen. Viele Frauen waren dann allein mit der Familie zu Hause. Was taten sie in den langen Winterabenden?

Sie waren meistens allein mit den Kindern, halfen bei den Schulaufgaben, fütterten Schafe und Geissen und waren mit dem Haushalt beschäftigt. Vielfach wurde auch gestrickt, genäht, gesponnen und gewoben. Socken und einfache Kleidungsstücke wurden selbst gestrickt und genäht. Zu meiner Zeit durften die Mädchen keine Hosen tragen, auch in Winter mussten sie mit langen Winterröcken der Kälte trotzen. Selbst beim Schlitteln und Skifahren mussten die Mädchen Röcke tragen. Da brauchte es dicke Socken, lange Strümpfe und gute Kopfbedeckungen, um nicht zu frieren.

Zu Deiner Jugendzeit hatten die Frauen noch kein Stimmrecht. Fandest Du das nicht ungerecht und hast Du für die Einführung des Frauenstimmrechtes gekämpft? 

Dafür gekämpft habe ich nicht. Seit das Stimmrecht aber eingeführt wurde, habe ich immer an den Abstimmungen teilgenommen. Nach meiner Heirat nach Camuns habe ich dort im Frauenverein mitgemacht und diesen einige Jahre präsidiert. Wir organisierten damals jedes Jahr etliche Fortbildungskurse für Frauen, die auch vom Kanton finanziell unterstützt wurden. Es waren schöne und lustige Abende unter den Frauen des Dorfes.  Als Camuns noch eine selbständige Gemeinde war, habe ich auch im Gemeindevorstand mitgewirkt.

Nach der Fusion mit Suraua (2003) fand die Nationalfeier, der erste August, jeweils in Camuns statt. Diese Feier wurde durch die Musikgesellschaft Suraua umrahmt. Etliche Male dauerte diese bis in die Morgenstunden hinein und einige Musikanten trafen sich bei mir zum Morgenessen und spielten dort weiter. Die Vereine, namentlich die Musikgesellschaft, der Gemischte Chor und der Jugendverein haben entscheidend zum Zusammenhalt der Bevölkerung der Dörfer in der Fusionsgemeinde Suraua beigetragen. Die vielen Konzerte und die gemeinsamen Familienabende bleiben mir in guter und dankbarer Erinnerung. Jetzt bin ich alt, nicht mobil und gerne allein in meinen vier Wänden und vermisse weniger die öffentlichen Anlässe.