
Du bist Initiant, Mitgründer und langjähriger Dirigent der Musikgesellschaft Suraua. Wie kam es dazu?
In Surcasti und in Suraua gab es keine Musikgesellschaften. Ich war aber seit jeher ein Fanatiker der Instrumentalmusik. Es war für mich jedes Mal ein grosses Ereignis, wenn die Musikgesellschaft von Vignogn bei uns in Surcasti bei einem kirchlichen Fest auftrat. Ich besuchte auch oft Konzerte der Musikgesellschaften der Umgebung.
Als ich arbeitsbedingt in die Surselva zurückkehrte und in Ilanz tätig war, erkundigte ich mich bei der Musikgesellschaft der Stadt Ilanz, ob man bei ihr das Spielen eines Instrumentes erlernen könne. Das wurde mir sofort gewährt und ich übte fleissig jeden Abend zu Hause. So erreichte ich einen guten Ansatz und spielte schliesslich 9 Jahre in der Stadtmusik von Ilanz. In der Zwischenzeit hatten einige Kameraden aus Suraua mir gegenüber auch den Wunsch geäussert und den Willen bekundet, das Spielen eines Instrumentes zu lernen, um gelegentlich gemeinsam musizieren zu können. Wir borgten alte Instrumente und übten fleissig. Am Familienabend traten wir schliesslich als «Überraschung» mit drei Chorälen auf. Die Überraschung war perfekt und die Begeisterung gross. Ein Jahr später war die Musikgruppe bereits auf 17 Mitglieder angewachsen und wir gründeten 1978 die «Societad da musica Suraua». Die Bevölkerung unterstützte grosszügig den Kauf von Instrumenten.1982 gab es ein erstes gemeinsames Konzert mit dem jungen «Chor mischedau Suraua» und 1983 nahmen wir erstmals am Musikfest in Flims teil.
Alles in allem war ich während 46 Jahren Mitglied der Musikgesellschaften von Suraua oder Ilanz, die Musikgesellschaft Suraua habe ich gesamthaft 27 Jahre dirigiert.
Du bist in Surcasti aufgewachsen. Welche waren seinerzeit die Hauptereignisse in diesem Bergdorf?
Dies waren vor allem die kirchlichen Feste, vor allem Fronleichnam und das Kirchweihfest (Perdanonza). An diesen Festen begleitete die Knabenschaft (cumpignia da mats) in militärischer Formation die feierliche Prozession durch das Dorf. Surcasti und Uors bildeten eine gemeinsame Kirchgemeinde mit St. Luregn als gemeinsame Pfarrkirche. So machten die Knabenschaft aus den beiden Dörfern auch gemeinsam Parade. Diese wurde vom «Capitani» kommandiert, turnusgemäss kam Surcasti zweimal und Uors einmal an die Reihe. Die jungen unverheirateten Frauen waren für die Kränze in und vor der Kirche verantwortlich. Die Jungfrauen trugen an den kirchlichen Festen auch einen Kranz als Kopfschmuck.
Am Abend des Fronleichnamsfestes wurden die schulentlassenen Knaben offiziell in die Knabenschaft aufgenommen. An diesem gesellschaftlichen Anlass wurden auch die Mädchen und der Pfarrer als Präses eingeladen. Unter den strengen Augen des Pfarrers wurde hie und da auch getanzt. Nach Mitternacht gingen die Burschen gruppenweise nach Hause zu den Mädchen, wo Speis und Trank aufgetischt wurde.
Später wurden auch sogenannte «Familienabende» im Schulhaus organisiert. Da der Platz im Saal aber beschränkt war, durften die Kinder nicht daran teilnehmen. Hie und da führte man auch ein Theaterspiel auf. Mit dem erzielten Gewinn machte man dann eine kleine Reise.
Aus der 1972 gegründeten «Uniun da giuventetgna» entstand später der Chor «Mischedau Suraua». Nach der Realisierung der neuen Schulanlage und der Zusammenführung aller Dorfschulen von Suraua in Uors, wurde ein gemeinsamer Familienabend organisiert. In der Organisation teilten sich der Chor, die Musikgesellschaft und der Jugendverein.