Fleisch hatten wir schon noch, wir schlachteten selbst. Auch während des zweiten Weltkrieges kamen wir so noch recht gut durch, aber man musste schon schauen.
Für einige Sachen mussten wir dann auch die Essensmarken haben, für das, was wir nicht selbst hatten. Aber es war schon so, dass wir durchkamen. So mit der Butter und so. Marken gab die Mutter manchmal weiter, wenn es jemand knapp hatte und wir sie nicht brauchten. Diese Marken konnte man nur für die eine oder andere Sache brauchen. Das war genau zugeteilt. Zum Beispiel für Reis oder Kaffee.
Wussten Sie, was während des zweiten Weltkrieges passierte?
Ja, der Vater war schon einer, der sich interessierte. Aus den Zeitungen wusste er und erzählte uns schon, was passierte. Irgendwie konnte man sich nicht so richtig vorstellen, wie das war oder dass es gar bei uns Krieg gäbe. Angst hatten wir keine.
Was geschah mit ärmeren Familien, wer half?
Ich weiss noch, dass es sehr arme alte Leute gab, die niemanden hatten. Diese wurden in eine Familie gegeben wo sie verköstigt wurden. Es gab kein Altersheim. Es gab da eine Familie, die hatten keine eigenen Kinder und die nahmen oft solche Leute auf. Auch Kinder wurden manchmal in andere Familien gegeben. Zwei Familien hatten einen Jungen und ein Mädchen aufgenommen. Sie behandelten sie wie die Eigenen. Ich wunderte mich oft in Tavetsch. Da war ich 15 Jahre Kindergärtnerin. Da erzählten sie oft, dass dieses oder jenes Kind von anderen Familien grossgezogen wurde. Die waren vielleicht schon noch ärmer dort. Eine Mitschwester, sie war aus Peiden, hatte erzählt, dass sie als kleines Mädchen im Schwabenland war. Die mussten weit laufen und dann holte sie die “Greitli” ab. So nannten sie die Frau, die sie abholte. Früher war die Surselva schon sehr arm. Die Leute wohnten oft sehr armselig. Ich denke das oft, wenn ich sehe, wie es heute ist.