An schulfreien Feiertagen gingen wir zur Kirche.

Simeon Alig
Simeon Alig © Gieri Antoni Caviezel

Welches waren die Höhepunkte in Ihrer Kindheit?

Der Samichlaus, Weihnachten und Neujahr. Der Samichlaus brachte Geschenke und an Neujahr bekamen wir ein wenig Geld. Fünf oder zehn Rappen, oder vielleicht sogar 20 Rappen pro Haushalt waren die Norm. Wir wussten bereits im Voraus, dass dieses Geld zu Hause abgegeben werden musste, um Stoff zu kaufen. An Weihnachten gab es kaum Geschenke.

An Feiertagen war schulfrei, jedoch mussten Sie dafür zur Kirche. Und falls man nicht das tat, was einem befohlen worden war, gab es eine saftige Strafe?

Was mich als Bub fast zur Weissglut trieb, war das Beichten. Man durfte die Kommunion erst empfangen, wenn man Busse getan hatte. Wer das Pech hatte, zuletzt beichten zu dürfen, musste jeweils eine halbe Stunde warten, bis er zur Kommunion gehen konnte.

Kapelle in Vanescha
Kapelle in Vanescha

Ausserdem war es verboten nach dem Gottesdienst die Kirche durch die kleine Seitentür zu verlassen, bevor die erwachsenen Kirchgänger noch nicht draussen waren. Als wir es einmal trotzdem taten, mussten wir zehn Mal alle Gebete der Messdiener abschreiben. Die schlimmste Bestrafung bestand darin, dass der Pfarrer die Kinder vor der ganzen Kirchgemeinde niederknien liess. Und besonders schlimm war das, wenn das Gesicht auf die Kirchgemeinschaft gerichtet war. Pfarrer und Lehrer waren damals Autoritätspersonen, in der Schule wurden wir oft geschlagen.