Die Jugend war sehr aktiv beim Singen.

Augustin Candinas
Augustin Candinas

Die Jugend war sehr aktiv beim Singen. Sie kamen am Morgen aus der Kirche und gingen dann noch eine Stunde singen. Das gibt es heute nicht mehr. 

Und auch auf der Bühne waren alle sehr aktiv. Das war alles, was sie hatten. Alle waren dabei in der Knabenschaft. Das war schön. Die Gemeinschaft war anders. Das war aber nicht das gleiche wie der Chor. Die sangen einfach so. Einige waren schon auch im Chor. Das war selbstverständlich. Ich hatte den Chor sieben Jahre lang und hatte mehr als 30 Sängerinnen und Sänger. Jetzt sind sie noch 15. Heutzutage bekommst du keine Leute. Bass geht noch, aber Tenöre bekommst du nicht. Einer sagte mir “Fusionen sind der Tod”. Er hat Recht.

Chor im Val Sumvitg
Chor © Archiv Cultural Sumvitg

In der Knabenschaft hatten wir viele Mitglieder und wir waren sehr aktiv. Diese Knabenschaft hatte im Dorf sehr grossen politischen Einfluss. Sie stellten Kandidaten für den Grossen Rat und für die Gemeinde und unterstützten diese. Wir hatten damals einen Pfarrer, der war konservativ bis auf die Knochen. Einer aus der Gemeinde Tujetsch. Die Jungen mussten immer bei ihm anklopfen und um Erlaubnis fragen, ob die jungen Mädchen zur Fasnacht kommen dürften. Also waren drei hinunter gegangen und hatten ihn gefragt. Er sagte, er sei nicht so begeistert darüber. Einer der Jungen nahm den ganzen Mut zusammen und dachte sich “du warte nur, das ist mir egal”. Er sagte dem Pfarrer, sie würden die Mädchen von Uors abholen. “Das ginge dann nicht so gut” meinte der Pfarrer. Doch, doch, die könnten mit dem Postauto hinauffahren. So hatte er dann doch die Erlaubnis gegeben.

Am nächsten Tag, ich ging vielleicht in die dritte, vierte Klasse, kam der Pfarrer in die Religionsstunde, riss die Fenster auf und machte schschsch… “hier hat der Teufel wieder letzte Nacht seine Nase drin gehabt” und er machte wieder schschsch … raus mit ihm bevor wir mit der Religionsstunde beginnen.

Meine Mutter hatte um das Religionsbuch einen Umschlag aus einem Jelmoli (Warenhauskette) Katalog getan. Da waren Frauen drauf mit Skianzügen. Da ist der Pfarrer rüber gekommen, hat das Buch gepackt und grrrrr gemacht. Ich war nach Hause gegangen und hatte gesagt, ich sei nicht sicher, aber ich glaube dem Pfarrer habe der Umschlag, den Mutter auf das Buch getan hatte, nicht gefallen.