Zeitungen hatten wir die “Romontscha”, das Tagblatt und dann hatte der Vater während des Krieges die “Zürcher Zeitung” abonniert. Die enthielt mehr Informationen und so war er auf dem Laufenden. Dann gab es noch den “Pelegrin”, “Igl ischi”, “Il tschespest”, den “Calender romontsch”. Ich las gerne. Wir hatten nur Radio, kein Fernsehen. Wir hatten schon damals eine kleine Bibliothek im Dorf, wo man sich Bücher ausleihen konnte. Vater hatte selbst auch viele Bücher, die wir lasen. Ab und zu holte der Vater auch ein Deutsches Buch, das etwas leichter zu lesen war, damit wir etwas Deutsch lernten.
Gab es ab und zu jemanden, der Deutsch sprach im Dorf?
Ich weiss, dass wir einen Posthalter hatten, der konnte nur ganz wenig Romanisch. Damals gab es noch nicht so viel Fremdenverkehr. Autos gab es auch wenige. Ich weiss noch, als ich ganz plötzlich ins Spital musste, wegen des durchbrochenen Blinddarms, da gab es nur ein einziges Auto im ganzen Dorf. Der Mann arbeitete in der Fabrik in Trun und so mussten wir warten, bis er von der Arbeit kam. Der kam nicht und kam nicht. Einen Arzt gab es nur in Disentis und einen in Trun, später dann auch noch einen in Rabius. Das waren die einzigen Ärzte für alle Dörfer in der Umgebung.
Der in Disentis hatte nicht einmal ein Auto, er kam immer mit der Vespa. Der in Trun glaub ich auch. Ich glaube, der kam sogar manchmal auf Skiern. Sonst war da nichts. Ich weiss noch mit der Jungmannschaft, wenn irgendwo Theater gespielt wurde, bestellten wir einen mit Pferd und Schlitten und fuhren ein paar zusammen hin. Das war ein Gaudi. Das war als hätte man weiss Gott welche Heldentat vollbracht. Damals fuhren die Züge nicht so oft. Vielleicht zwei am Vor- und zwei am Nachmittag oder gegen Abend. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen.