Der Schwiegervater wollte um keinen Preis eine deutschsprachige Schwiegertochter auf dem Hof.

Helena Derungs-Jörger ca. 1975
Helena Derungs-Jörger ca. 1975 © privat

Ich habe mich in einen Romanen verliebt. Viktor aus Surcasti war im Sommer als Senn auf der Alp Guraletsch (Alp auf der rechten Talseite in Zerfreila). Ende Sommer, am Sennenball, lernte ich ihn kennen und freute mich schon auf den nächsten Sommer, wenn er wieder in Guraletsch ist, auf weitere Möglichkeiten, unsere Bekanntschaft zu pflegen. Der Sommer war da und ich wollte Viktor auf der Alp besuchen. Meine Mutter stellte zwei Bedingungen: Erstens durfte der Besuch nur in Begleitung meiner ältern Schwester stattfinden und zweitens mussten wir am Abend rechtzeitig zurück sein. Das waren noch Zeiten!

Die Heirat erfolgte dann 1957, ich war 21jährig, Viktor 17 Jahre älter. Wir hatten fest im Sinn, nach Surcasti zu ziehen und dort den Landwirtschaftsbetrieb von Viktor’s Eltern zu übernehmen und weiterzuführen. Ich wäre bereit gewesen, aber der Schwiegervater wollte um keinen Preis eine deutschsprachige Schwiegertochter auf dem Hof. Es ging soweit, dass er mit mir und meinen Eltern gar nicht mehr redete. Viktor und ich haben uns dann entschlossen, in Vals zu bleiben. Ich übernahm unseren Laden, Viktor bekam eine Stelle bei einem Bauunternehmer. Meinem Mann hat es in Vals immer sehr gut gefallen. Der Landwirtschaftsbetrieb in Surcasti ist dann eingegangen.