Natur- und andere Katastrophen
Vals wurde 1945 praktisch vor unserer Haustüre bombardiert. Unsere Klasse war mit Lehrer Peng auf einer Schlitteltour Richtung „Boord“(Flurname am Eingang ins Peiltal). Plötzlich sahen wir Flugzeuge über dem Breiten Grad Richtung Dorfplatz kommen. Dann krachte es und schwarze Dreckwolken stiegen hoch. Unser Lehrer – Gemeindevizepräsident – musste sich sofort vor Ort begeben. Die Schlittelfahrt überliess er der Klasse ohne seine Führung. Es stellte sich dann heraus, dass Schüler und Schülerinnen rascher vor Ort waren als Lehrer Peng.
Rund um einen grossen Krater sah es schrecklich aus. Unsere Familie war auch betroffen. Meine Mutter sass in der Stube auf einem Stuhl. Ein Bombensplitter hatte die Stabelle (Stuhl mit vier schrägen Beinen) durchschnitten und ihr den Rock geritzt. Sie entkam haarscharf dem Tod. Im Parterre waren die Fenster des Ladens zersplittert und zerbrochen.
In der Folge dieser Katastrophe wurde in unserem Laden eingebrochen, und es wurden sogar diverse Waren gestohlen. Das hat mir nachträglich sehr zu denken gegeben und ich fragte mich: Sind alle Werte und Verhaltensweisen infrage gestellt worden und durcheinander geraten?
Später, als Chronist hat mich geärgert, dass im Archiv gar nichts zu finden war über die Bombardierung von 1945. Weder im Protokoll des Gemeinderates noch im Protokoll der Gemeindeversammlung wurde etwas über diese Katastrophe erwähnt, nicht eine einzige Erwähnung! Im Staatsarchiv fand ich dann einen Tatsachenbericht, den ich in der Chronik 2015 aufgearbeitet habe.