Der Tourismus brachte eine andere Denkweise und andere Erfahrungen ins Dorf.

Fridolin Hubert ca. 2000
Fridolin Hubert ca. 2000 © privat

Wirtschaft und Tourismus

Die touristische Entwicklung hat man natürlich befürworten müssen. Neben der Landwirtschaft, dem Kraftwerk ist der Tourismus das dritte Standbein der Wirtschaft in Vals. Tourismus ist wichtig, um Arbeitsplätze zu schaffen und mit andern Menschen, den Gästen, in Kontakt zu kommen. Das brachte eine andere Denkweise und andere Erfahrungen ins Dorf.

Ich habe das als positiv erlebt, während ich im Hotel Therme in der schulfreien Zeit arbeitete. Diese Phase tat dem ganzen Dorf gut. Momentan bedauere ich den totalen Einbruch sehr. Wenn ich das richtig sehe, dieser Wechsel der Philosophie hin zu einem Luxushotel der obersten Preisklasse bewirkt, dass der Tourismus total darnieder geht, nicht nur marginal, sondern total. Eine gewisse Durchmischung der Gäste muss im Tal sein, dass auch Nebengewerbe davon profitieren können. Das neue Gästesegment interessiert ja das gesellschaftlich und kulturelle Leben im Dorf nicht. Kleingewerbe werden nicht mehr existieren können. Das Dorf wird langsam entleert, zu einem Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Auf der anderen Seite steht dann vielleicht ein Denkmal, das die Zerstörung des Dorfes gebracht hat. Anders kann ich mir die momentane Situation nicht erklären. Es ist auch schwierig, dieser Entwicklung mit Alternativen entgegenzutreten. Es müsste gelingen, die beiden Personen mit ihren Visionen in Gremien einzubinden, wo eine offene Auseinandersetzung über die Zukunft von Vals ernsthaft stattfinden könnte. Geld allein ist eben noch kein Konzept. Der Grossinvestor kann mit dem Dorf machen, was er will, wenn ihn keine Gegenkräfte stoppen und ihm eine gewisse Demokratieverträglichkeit aufzwingen. Die grösste Problematik ist zur Zeit die Preisbildung beim Eintritt in die Felsentherme. Ich sehe für Vals im Moment schwarz. Es geht hinunter, hinunter …

Therme und Hotel in Vals
Therme und Hotel in Vals © solerworks.ch

Hätte es Interventionsmöglichkeiten gegeben?

Ich meine ja: Vor dem Verkauf hätte man die Vorstellungen über das Vorhaben viel genauer ausloten müssen, also vor dem Verkauf genauere Vorstellungen ermitteln, was der Grossinvestor überhaupt im Sinne hat. Die Frage, was bringt die Vision für die Volkswirtschaft des ganzen Dorfes, hätte zuerst deutlich geklärt werden müssen. Warum nicht am bisherigen Erfolgsmodell anknüpfen? Das wäre für die Bevölkerung gut nachvollziehbar gewesen. Ich hoffe nur, dass der Kanton die Bohrungen für das Fundament des Turmes im Quellgebiet nicht zulässt. Etwas anderes kann ich mir gar nicht vorstellen.

Hat das Projekt Parc Adula als Alternative eine Chance?

Das Nationalparkprojekt Adula geht meiner Meinung nach in die richtige Richtung. Es ist aber kaum eine Alternative zum Projekt des Grossinvestors. Im gesamten Entwicklungsprozess des Dorfes ist das Projekt Parc Adula klein. Grundsätzlich stehe ich diesem Projekt positiv gegenüber.