Im Sommer half ich an verschiedenen Orten beim Heuen, unter anderem auch bei „ds Furgersch“, unseren Verwandten. Dort erlebte ich, was Wildheuen heisst. Ende August ging man dann „z Bäärg“ („weiter hinauf“), in die Heuberge. Es war eine sehr schöne Zeit. Für eine Woche nahm man das Nötigste mit: zwei bis drei „Mäder“, eine Köchin, das Knechtlein und „Mattgeiss“ für die Milch. Die schönsten Erinnerungen habe ich an Abende beim Nachtessen vor den „Dachli“ (Heuschober), wo Geschichten erzählt wurden, und beim Schlafen auf dem Heu. Man war zufrieden und genoss die familiäre Atmosphäre.
Später half ich meinem Vater im Hofstättli (Heuberg) beim Wildheuen. Im hohen Alter hat er dann aufgehört, „z Bäärg gaa“. Es hat mich dann bewegt und ich fragte mich: Kann man diesen Heuberg einfach brach liegen lassen? Ich könnte es ja selber versuchen, das Hofstättli (Flurname für Heuberg im Peiltal) zu heuen? Das Problem war, dass ich nicht mähen konnte. Ich habe nur gesehen, wie man mähte. Ich habe dann Mut gefasst und meinem Vater den Auftrag gegeben, er möchte mir eine Sense bereit machen. „Wozu brauchst du eine Sense?“, fragte er mich. Ich gab ihm in diesem Moment noch keine Auskunft über mein Vorhaben. Am nächsten Tag habe ich im Hofstättli meine ersten Mähversuche gemacht. Am Abend musste mir mein Vater die Sense wieder dängeln und parat machen. Nun wollte er definitiv wissen, was da los sei. Ich lüftete das Geheimnis: „Vater, ich bin im Hofstättli am Heuen“. In vier bis fünf Tagen brachte ich das Wildheu zusammen und lagerte es im Dachli. Im Winter brachte dann ein Bauer die Bördeli vom Hofstättli ins Dorf, wo sie den Schafen verfüttert wurden.
Selber war ich stolz, Wildheu machen zu können und betrieb das Handwerk dann einige Jahre, auch zusammen mit meinen Kindern, die grosse Freude daran hatten. Es ging mir ja nicht in erster Linie ums Bergheu, sondern mehr um die Pflege der Landschaft. Ich habe jeweils diese Ruhe im Hofstättli – auch ganz allein – sehr genossen.