Die grösste Katastrophe in Vals war der Lawinenwinter 1951. Die Musikgesellschaft hatte am 20. Januar im Schulhaus ihre Übung. Plötzlich ging das Licht aus. Wir ahnten Böses. Die Lawinensituation war bereits den ganzen Tag sehr angespannt. Dem Senn hatte ich noch in der Sennerei gesagt, er solle doch mit seiner Familie an einen sicheren Ort ziehen. Auf der Sonnenseite (linke Talseite) war nämlich die Lage sehr kritisch.
Sofort verliessen wir Musikanten das Übungslokal und sahen dann, dass die Lawine auf der Sonnenseite bis ins Dorf niedergegangen war. Wir halfen alle mit, nach Verschütteten zu suchen. Die Verbindungen zur Aussenwelt waren alle unterbrochen. Deshalb wurden gute Skifahrer gesucht, die bereit waren, in der Nacht loszuziehen, um in Furth (Uors) Hilfe anzufordern. Ich sagte sofort zu. Jemand musste mir einfach das Vieh füttern.
Wir waren dann fünf Skifahrer, Richard Schmid, Johann Tönz, Ferdinand Jörger, Gallus Peng und ich, die die verschüttete Strasse Richtung Furth unter die Skis nahmen, um ca. 23.00 Uhr zogen wir los. Zum ersten Mal schwierig wurde es bei der hohen Brücke. Dort durften der Reihe nach immer nur zwei Skifahrer passieren, die anderen mussten sichern. Die Gefahr war gross, dass uns eine neue Lawine vom „Lüüschenbüel“ begraben könnte. Immer wieder hörten wir ein dumpfes Krachen. Es ging dann aber noch gut. In Buccarischuna war noch Licht in der Stube. Wir kehrten ein und tranken einen Kaffee. Die Hausbewohner wollten uns nicht mehr weiterziehen lassen und boten uns sogar ein Nachtlager an. Wir hatten unseren Auftrag und nahmen die Strecke bis Lunschania in Angriff. Eine weitere grosse Gefahr lauerte beim „Schöötobel“. Es ging abermals gut. Im Büelhus (Gastwirtschaft) kehrten wir wieder ein, bevor wir dann das längste und schwierigste Wegstück zu bewältigen hatten. Die Strasse war völlig zugeschüttet und der Schnee fest gepresst, so dass wir die Skis ausziehen und die Passage bei der St. Nikolaus Kapelle zu Fuss, Schritt für Schritt, überqueren mussten. Um 04.00 Uhr morgens kamen wir dann in Furth an. Von dort aus konnte man telefonieren und Hilfe anfordern. Eine Kompagnie und Bauleute einer Firma gingen dann sofort daran, die Strasse zu öffnen. Es dauerte aber Tage …