Als ich noch in St. Moritz tätig war, schaute ich mit einem Auge immer nach Vals und verfolgte die Entwicklung. So gesehen hat Vals eine gute Entwicklung gemacht. Kaum ein anderes Bergdorf hatte einen solchen Aufschwung erlebt.
Der Kraftwerkbau war eine Goldgrube für die Gemeinde und legte die Basis für weitere Schritte. Deshalb konnte sich Vals tatsächlich auch weiterentwickeln. Das Hotel Therme stand zwar schon lange da, aber über Jahre brach. Auch das Valserwasser entpuppte sich rasch als ein sehr gutes Geschäft.
In diesen Jahren war auch der Zusammenhang im Dorf noch gut. Die grosse Mehrheit schätzte die Entwicklung und trug sie mit. Wir brauchten jahrelang keine Polizei im Dorf. Wir lebten im Frieden und brauchten nichts dergleichen. Ein paar Jahre hatten wir einen Polizisten, der die Polizeistunde in den Restaurants und das Nachtfahrverbot kontrollieren musste. Das war nur ein Zwischenspiel.
Worauf führst du den guten Zusammenhalt zurück?
Ja, ein Grund ist vielleicht die Abgeschiedenheit von Vals. Wir waren immer auf uns selber angewiesen. Wir mussten immer selber fertig werden mit unseren Problemen. Die Gemeinde hielt zusammen und suchte gemeinsam nach Lösungen. Vielleicht haben auch Natur- und andere Katastrophen dazu beigetragen, dass die Leute zusammenrücken mussten.
Vermisst du nicht das Oberengadin als Skifahrer und Langläufer?
Skifahren habe ich eigentlich im Oberengadin gelernt, war sogar ein paar Jahre in einer Renngruppe. Natürlich kann man die Skigebiete von St. Moritz und Vals nicht vergleichen. Bei meinen Enkelinnen, die in St. Moritz aufwachsen, mache ich eine interessante Feststellung: In den Sportwochen kommen sie liebend gern nach Vals und geniessen das Skigebiet am Dachberg. So schön Skifahren wie da, könne man in St. Moritz nicht. Unser Problem in Vals ist, dass wir keine Tagestouristen haben. Deshalb wird die Bahn zu wenig ausgelastet.
Wie wollen wir das verbessern?
Gute Frage. Fallen lassen dürfen wir die Bahn auf keinen Fall. Die ständige Diskussion um den “Turm“ wirkt sich auch negativ auf das Sportgebiet aus. Gäste im Hochpreissegment brauchen das Skifahren nicht, wollen wahrscheinlich lieber das Bad geniessen oder … Für die Bahn ist die geplante Entwicklung mit dem „Turm“ ein grosser Nachteil.
In St. Moritz hatte ich ja das Leben mit der „Noblesse“ aus der ganzen Welt erlebt und keine grossen Probleme gehabt. Für Vals sehe ich solche Gäste überhaupt nicht. Für die „Noblesse“ braucht es mehr, als Vals bieten kann. Wir sind halt doch in einem „Loch“, zuhinterst und abgeschlossen. Landschaftlich mögen wir in Vals nicht an St. Moritz heran.