Zerfreila war ein so schönes Maiensäss und nachher kam der See.

Anton Schmid ca. 2005
Anton Schmid ca. 2005 © privat

Viele schöne Erinnerungen habe ich an Zerfreila. Es war meine zweite Heimat. Im schulfreien Halbjahr verbrachte ich die Zeit fast ausschliesslich in Zerfreila. Dort bin ich heute noch wie zuhause. Deshalb bin ich heute noch Alpvogt in zwei Alpen: Alp Canal und Alp Guraletsch. Zerfreila war ein so schönes Maiensäss und nachher kam der See. Klar ist er für die Gemeinde schon recht, ohne Kraftwerk hätte Vals nicht diese Entwicklung machen können. Von meinen Emotionen ausgehend, gefällt mir der See heute noch nicht. Wenn ich über den See schaue kommen die Bilder hoch mit dem alten schönen Zerfreila Dörfchen. In unserem Haus, rechts von der Brücke, wohnten drei Partien unter einem Dach. Jede Partie hatte ein eigenes Schlafzimmer, die Stube die Küche wurden gemeinsam genutzt, wobei in der Küche immer drei Kochherde standen.

Zerfreila, um 1930
Zerfreila, um 1930 © H. Meyer-Ebner, Fototeca dal DRG

Bei der Konzessionserteilung 1948 war ich erst 14jährig und konnte nicht mitbestimmen. Mein Vater, ja, er war in diesen Belangen fortschrittlich; er war kein „verbohrter“ Bauer. Er war ein Befürworter des Kraftwerkbaues. Kam dazu, dass keiner von uns Buben Bauer werden wollte. Wir hatten zu wenig Grund und Boden. Zwar bin ich heute noch stolzer Besitzer eines Grundstückes. Vor Jahren wollte es die Gemeinde kaufen als Bauplatz für neue Grossviehställe. In dieser Situation fragte ich meine Kinder. Die Antwort war klar: Das Land, das wir noch haben, verkaufen wir nicht.