Was war für Sie als Bauer früher besser als heute und umgekehrt?
Früher war es möglich, mit den Nachbarn zu plaudern, obwohl man früh aufstehen und hart arbeiten musste. Als die Maschinen kamen, schwand der Zusammenhalt der Leute.
Verstehe ich das richtig, dass das soziale Leben unter der Mechanisierung gelitten hat?
Möglicherweise. Andererseits mussten auch ältere Leute hart arbeiten, um zu überleben. Heute ist man nicht dazu gezwungen, nach der Pension noch zu arbeiten.
Was würden Sie mit früher tauschen und was nicht?
Schwierig zu sagen. Man war damals öfter in Gesellschaft. Sonntags gingen alle zur Kirche und man kam mit den Leuten ins Gespräch. Jedoch waren die Häuser alt, kaum isoliert, die Frauen gebaren jedes Jahr und bekamen eher wenig Unterstützung von ihren Männern. Das war schon auch eine harte und traurige Zeit.
Wurde den ärmeren Familien geholfen?
Geholfen wurde immer, jedoch gab es auch Familien, die sich nicht helfen lassen wollten, um ihre Armut zu verdecken. Auch die wohlhabenderen Familien waren, was das Materielle anbelangt, nicht in der Lage, anderen viel zu helfen. Es wurden jedoch viel mehr Dienste geleistet als heute. Dazu war man immer bereit.
Witwen hatten es nicht leicht?
Meine Mutter bekam damals eine Witwenrente von 40 Franken im Monat. Die Kinder mussten also so bald als möglich arbeiten gehen, um Geld zu verdienen.
Wann kam Elektrizität und Wasser nach Ligiazun?
1927 wurde die Wasserleitung fertiggestellt. Elektrizität gab es erst ab 1945 oder 1946.
Können Sie sich noch an den Brand im Weiler Chischner erinnern?
Ich schlief tief und fest, als jemand gegen das Fenster geklopft und gerufen hat: „Chischner brennt!“ Die Frauen waren ebenfalls am Brandort und hatten eine Kette gebildet, um die Wassereimer vom Brunnen bis zum Brandherd weiterzureichen. Zum Glück befand sich ein grosser Haufen Schnee in der Nähe des Hauses, welchen wir ins Feuer werfen konnten. Es gelang uns so, das Gebäude nebenan zu retten, was bei derartigen Umständen fast unmöglich war.