Jeden Tag zu Fuss zum Mittagessen

Barclamiu Pelican
Barclamiu Pelican © Gieri Antoni Caviezel

Zurück zu Ihrer Kindheit. An was können Sie sich noch erinnern?

Mein älterer Bruder starb, als ich vier Jahre alt war. Er hatte ins Spital nach Ilanz gebracht werden müssen, da er eine Blinddarmentzündung hatte, wie noch viele andere zu dieser Zeit. Man hatte ihn zu lange zu Hause behalten und dann war es zu spät – die Entzündung war bereits ausgebrochen. Die Ärzte haben ihn operiert und nach Hause geschickt. Einige Tage später musste er jedoch wieder ins Spital zurück, wo er dann starb.

Dorfansicht Vrin-Cons
Vrin-Cons © C. Meisser, Staatsarchiv Graubünden

Wo sind Sie zur Schule gegangen?

In den ersten fünf Jahren bin ich im benachbarten Weiler Cons zur Schule, wo damals noch volle acht Klassen unterrichtet wurden.

Von nur einem Lehrer?

Genau. Im sechsten Jahr mussten wir ins Dorf, also nach Vrin. Dafür war es nötig, eine Prüfung abzulegen. Bestand man diese nicht, musste man die Klasse wiederholen.

Wie viele Kinder gingen damals in Cons zur Schule?

Zu meiner Zeit waren es etwa 30 Schüler, heutzutage (2016) ist die Schule in ganz Vrin geschlossen.

Jeden Tag mussten Sie nach Ligiazun zum Mittagessen – zu Fuss?

Das war keine grosse Sache. Wir hatten schliesslich zwei Stunden zur Verfügung und kannten einige Abkürzungen querfeldein. Auch als wir im Dorf zur Schule gingen, mussten wir mittags bei Wind und Wetter nach Ligiazun zum Mittagessen. Bei starkem Wind und Schneefall war das keine lustige Angelegenheit.