Die Gemeinde Sumvitg in der Surselva (Bündner Oberland) zählt 1200 Einwohner (Stand 2019) und umfasst vier Fraktionen: Sumvitg, Rabius, Cumpadials und Surrein.
Nördlich des Vorderrheins liegen oberhalb von Sumvitg die Weiler Chischliun, Clavadi, Siltginas und Sogn Benedetg und bei Rabius Campieschas und Runs. Südlich des Vorderrheins sind das Pardomat-Dado, Falens, Laus und im langgezogenen Val Sumvitg (dt. Somvixertal) Val.
Im Norden grenzt Sumvitg an den Kanton Glarus – höchster Punkt ist der Tödi (romanisch Péz Russein, 3614 m) – und im Süden reicht das Territorium beinahe bis zum Kanton Tessin. Am Nordhang befindet sich ein kleiner See, der Lag da Laus, hoch über dem Vorderrheintal. Gegenüber liegt die Seengruppe Lag Serein, während sich im Val Russein bei Barcuns auf der nordwestlichen Gemeindegrenze die Wasserfassung für das Kraftwerk Russein der Axpo AG befindet. Im Val Sumvitg bei Runcahez befindet sich schliesslich ein Ausgleichsbecken und die Wasserfassung des Rein da Sumvitg durch die Kraftwerke Vorderrhein.
Vom gesamten Gemeindegebiet von fast 102 km² sind 4’797 Hektare (ha) (= 47 %) Gebirge und weitere 2’731 ha (= 27 %) von Wald und Gehölz bedeckt. Von den 2’526 ha, welche landwirtschaftlich genutzt werden können, sind 1’956 ha Maiensässe und Alpweiden. Die restlichen 129 ha sind Siedlungsfläche. Haupterwerbszweige in Sumvitg sind die Land- und Forstwirtschaft sowie Bauunternehmen. Gesprochen wird in Sumvitg noch zum grossen Teil Rätoromanisch (Sursilvan). Bei der Volkszählung 2000 nannten als Hauptsprachen: Romanisch 88 Prozent, Deutsch 10 Prozent.
Wiesen und Alpweiden mit zahlreichen Stallscheunen (Aclas) prägen die Kulturlandschaft und auch die Kirchen und 13 Kapellen sind Teil davon. Mischwälder in den unteren Lagen sowie Gletscher- und Felslandschaften in den oberen Lagen machen den Reiz der Naturlandschaft aus. Ganz zuhinterst in der Val Sumvitg, wo es hinauf zur Greina-Hochebene geht, stürzt der Rein da Sumvitg in prächtigen Kaskaden ins Tal und schliesslich in den Vorderrhein hinunter. Zur Gemeinde Sumvitg gehört ein ausgedehnter Gebirgsteil. Nebst dem Tödi im Norden sind der Péz Muraun (2898 m) an der West-, der Péz Vial (3168 m) an der Süd- und der Péz Tgietschen (2858 m) an der Ostgrenze der Gemeinde hervorzuheben. Auch ein Teil der Greina-Hochebene gehört zu Sumvitg.
1175 als summovico («oberstes Dorf») erstmals urkundlich erwähnt, bildete Sumvitg einen Teil der Cadi (oberer Teil der Surselva), des „Klosterstaats“ Disentis, und gehörte somit in den „Drei Bünden“ des damaligen „Graubünden“ zum „Grauen Bund“. Die Burgruine „Tuor“, Stammburg des gleichnamigen Geschlechtes von Sumvitg, ist Zeuge der ehemaligen Dienstherren des Klosters Disentis. Als weitere Sehenswürdigkeiten hervorzuheben sind die Dorfkirchen sowie die viel besuchte Kapelle Sogn Benedetg, die vom renommierten Architekten Peter Zumthor neu erbaut worden ist. Gleich in der Nähe sticht auch die rund 1’000 Jahre historische Kapelle ins Auge, die in den Jahren nach 2012 zum Teil wiederaufgebaut worden ist. Von Sogn Benedetg aus hat der Betrachter einen herrlichen Blick in die Val Sumvitg und das gesamte Gemeindegebiet.
Mitten in der Val Sumvitg thront ein Gebäude, das aus einer anderen Zeit stammt. Das eine der beiden 1908 eröffneten Waldhäuser, hat ein Unternehmer aus Frankfurt zusammen mit der Mineralquelle gekauft und zwischen 1970 und 1974 modernisieren lassen. Schon ab dem 17. Jahrhundert wurde das Bogn Tenigia (Tenigerbad) als einfaches Bad durch die Einwohner genutzt. Die einzige Blütezeit mit Hotelanlage erlebte es zwischen 1908 und 1914, als die Gäste mit Kutschen und Fuhrwerken hinauftransportiert worden sind und später nochmals zwischen 1947 und 1950. Auch der Wiedereröffnung im Jahre 1974 war kein Erfolg beschieden und verschiedene Projekte zur andersweitigen Nutzung, als über den Bade- und Kurtourismus, wurden im Laufe der Zeit fallengelassen.
Wie fast überall in der Surselva war indes nicht der Tourismus, sondern die Landwirtschaft bis Mitte des 20. Jahrhunderts, die dominierende Wirtschaftsform. Nicht nur die Siedlungsform der Dörfer, sondern auch die Kulturlandschaft insgesamt, wurde stark davon geprägt. Noch heute sind Spuren der traditionellen Wirtschaftsweise, wie alte Ställe, Mühlen oder Kornhisten (Vorrichtungen zum Nachreifen von Getreide) vorzufinden. Der Nordhang unterhalb des Weilers Clavadi mit seinen vielen Ställen steht beispielhaft dafür. Was mit den nicht mehr gebrauchten Ställen passieren wird, ist nach wie vor eine offene Frage, wie in der gesamten Surselva.
Sehenswürdigkeiten
- Dorfkern von Sumvitg mit katholischer Pfarrkirche Gion Battesta mit einem sechsglockigen Geläute.
- Bürgerhäuser Casa Maissen und Casa Schmidt.
- Atelierhaus Jacomet, in Surrein, Architekt: Werner Schmidt.
- Burgruine „Tuor“, Stammburg des gleichnamigen Geschlechtes.
- Alte Russeinerbrücke (Holzbrücke über das Russeinertobel), historische Grenze zwischen den beiden Teilen der Cadi (Sursassiala und Sutsassiala).
- Caplutta Sogn Benedetg, Kapelle, 1988, Architekt: Peter Zumthor
- Kapellenruine Sogn Benedetg
- Greina-Hochebene
http://archivcultural-sumvitg.ch/
Publikationen
- Aluis Maissen, (2000), Sumvitg – Eine kulturhistorische Darstellung, Südostschweiz Print AG, Chur, ISBN 3-9522040-0-5; erhältlich bei der Gemeindeverwaltung Sumvitg
- Paul Mathias Cathomas, (2016), Nies Tratsch – Lokale Namen der Gemeinde Sumvitg, La Tuatschina, Sedrun; erhätlich bei der Gemeindeverwaltung Sumvitg
Informationen zum Ereignisweg BLICKE IN RAUM UND ZEIT in Sumvitg
Ansicht / Download: Flyer zum Ereignisweg