Man hielt sich viel mehr an diese Rituale.

Gerasina Candinas
Sr. Gerasina Candinas

Wie war der Brauch, wenn jemand starb?

Wenn jemand starb, legten sie den Leichnam noch in die Stube. Da kamen alle zum Rosenkranzgebet, der grosse Rosenkranz wurde gebetet. Dann gab es einen Imbiss und wer noch wollte, blieb dann noch einmal für einen Rosenkranz. Das blieb dann so bis zur Beerdigung. Damals gab es keine Aufbahrungsräume und Totenkapellen. Das war schon manchmal etwas schwierig. Da mussten alle Möbel aus der Stube geräumt werden, damit Platz für all die Stühle war. Da kamen viele Leute, auch während des Tages zum Gebet. Zuerst wurde der Leichnam nicht in den Sarg gelegt, sondern nur auf ein Brett und mit einem Leintuch abgedeckt. Das waren spezielle Tücher, nur für diesen Zweck. Da stand etwa drauf “ruaussa en pasch” (Ruhe in Frieden) oder etwas Ähnliches. Damals kamen viele am Abend zum Gebet. Man hielt sich viel mehr an diese Rituale.

Caplutta Cumpadials
Caplutta Cumpadials © Archiv Cultural Tujetsch

In den Gottesdienst gab es nur ganz wenige, die nie gingen. Oft kamen sie sogar am Sonntag von den Maiensässen herunter, um in die Messe zu gehen.  Am Morgen vor der Schule war immer Gottesdienst und am Abend Rosenkranzbeten. Aber da gingen schon eher diejenigen hin, die näher bei der Kirche wohnten. Man betete auch noch zu Hause den Rosenkranz. Das machten alle. Der Knecht kam auch zu uns um zu beten. Das war selbstverständlich. Der Knecht ass auch mit uns, er gehörte wie zur Familie.