Holz, Holz und Holz, nie gab es nichts zu tun.

Augustin Candinas
Augustin Candinas

Unser Haus damals war alt und primitiv. Die Toilette war ausserhalb, eine Treppe hinauf und dann ging man zur Toilette. Da war eine Bank drin mit zwei Löchern, so konnte man zu zweit gehen, wenn es pressierte. Daneben hatten wir einen kleinen Stall, wo die Tiere waren. Das stank schon ein bisschen. Die Muttersau mit den Ferkeln und der “Salvanore” (das Schwein), welches man für die Hausmetzgete (jährliche Schlachten am Jahresende) mästete.

Unser Haus war ein Doppelhaus. Wenn man zu den Candinas musste, wusste man, dass es durch die beiden Türen ging. Auf einer Seite wir und gegenüber eine andere Familie, die verwandt war. Man ging direkt in die Küche und durch zur Stube.

In unserem Haus gab es ganz unten eine Brennerei, wie wir sagten, die Destilleria. Da waren Öfen, um den Schnaps zu brennen und in der Küche ein Ofen und dann noch unten die Stube, wo wir waren. Also drei Öfen und dann auch noch ein Raum, wo man ein Feuer haben musste, um die Wurzeln reinzutun. Dort musste man es immer warm haben. Wir hatten also vier Öfen.

Sägen
Saegen / Lenna resgiar © Archiv Cultural Sumvitg

Wenn Heuzeit war, was machten die Candinas, wenn es einmal einen Tag lang etwas trüb war? Immer eine Säge und den Leiterwagen dabei und auf die Halte oder in die Büsche um Holz zu schlagen. Holz, Holz und Holz, nie gab es nichts zu tun. Heute mag ich Holz nicht mehr anschauen. Mein Vater ging schon auf dem Heuberg ob dem Con bis über den Wald hinauf Holz schlagen und zog es bis nach Reits hinunter. Von dort wurde es dann bis ins Dorf runter gezogen. Das war das Leben meines Vaters. Keine Pferde. Mein Vater war Schnapsbrenner, stand um 4:30 oder 5:00 Uhr auf, machte Feuer im Kessel, nahm die Brente und ging füttern.  Danach kam der Grossvater hinunter und schaute, dass das Feuer nicht erloschen sei. Um Schnaps aus den ganz, ganz fein gehackten Wurzeln zu brennen, musste man immer konstant Feuer haben.

Schnapsbrenner
Schnapsbrenner / Brischa vinars © Archiv Cultural Sumvitg

1971 haben wir unser Haus gebaut und das dokumentiert. Zuerst mussten wir die Bäume im Garten abtun. Wir hatten keine Maschinen, der Vater, der Bruder und ich. Wir hatte einen alten Transporter, einen grossen Bucher. Mit diesem haben wir die Erde weggeführt. Für jede Wohnung gibt es zwei Keller. Es ist einfach gebaut, alles mit Seilen von Hand raufgezogen. Mit dem Mauerwerk begonnen und die Trennwände haben Vater und ich gemacht. Der Bruder, welcher Bauer war, hatte die Trennwände im Keller gemacht. Die Mauer rundherum hatte der Vater mit leichten Steinen gebaut. Einzig für den Abschluss am Dach hatten wir noch den Zimmermann gebraucht. Alles andere hatten wir selbst gemacht. “Die Candinas bauen ein Haus, das wird umkippen” sagten die Leute. Wir hatten 14er Ziegelsteine gemacht und für die Lüftung noch 12er. Wir konnten mit dem Dach beginnen, ohne dass ein Tropfen Regen auf dieses Haus gefallen wäre.

Hausbau
Hausbau / Baghegiar casa © Archiv Cultural Sumvitg

In Laus hatten wir einen Steinbruch, wo wir einen guten Stein gefunden hatten, um die Specksteinöfen zu bauen. In Bubretsch, hinter dem Heustadel gab es auch noch einen Steinbruch. Mein Vater hat dort viele Jahre gearbeitet. Er musste die Steine von Hand rausschlagen. Mit einfachen Werkzeugen, einfachen Pickeln. Auch die Kinder mussten helfen. Einer dieser Öfen war sogar an einer Ausstellung.

Die Sägerei: zuerst schlugen sie einen grossen Block raus, dann kam die grosse Säge drauf und es wurde stundenlang hin und her gezogen. Das war anstrengend. Damit sich der Schnitt nicht wieder zusammenzog, legte man Keile dazwischen.

Heute hat Otto Deplazes (Speckstein-Ofenbauer in Surrein) Steine aus Brasilien und von überall her. Mit diesen Steinen ist es wunderschön zu arbeiten. Mit Maschinen wird geschnitten. Mein Vater sagte immer, der Stein dürfe nicht blau sein, sonst hätte er Felsadern und das war extrem hart. Irgendwann kam der Vater dann auch zu einer Säge, das war schon eine grosse Erleichterung.

In der Schule gab es fünf solcher Specksteinöfen. Der Lehrer musste das Holz selbst besorgen. Er hatte auch seine Wohnung dort. Eine grosse Sache, die Öfen von Surrein.

Wir hatten mehrere Sägereien, eine in Val und eine dort, wo man nach Bubretsch geht. Diese musste dann weg und sie haben sie später in Rabius wiederaufgebaut. 1974 eines nachts um zehn ist alles niedergebrannt und sie haben es nicht wiederaufgebaut. 1830/1838 gab es noch keine Eisenbahn.